26. Oktober 2015
Für das Format "M19 – das lange
Interview" des Radiosenders Mephisto 97.6 unterhielt sich Patrick Kurtz, Inhaber der Kurtz Detektei Potsdam und Brandenburg, eine Stunde lang mit Chefredakteurin Paula Drope über den Detektivberuf. In diesem Teil geht es vor allem um die Ausbildung zum Privatdetektiv in Potsdam und ganz Deutschland. Den ersten Teil über typische Detektiv-Klischees finden Sie hier. Teil 2.1 gibt es hier.
Paula Drope: "Hallo zurück zu M19, dem langen Interview bei Mephisto97.6. Mein heutiger Gast, Patrick Kurtz, ist der Inhaber der Potsdamer Privatdetektei Kurtz. Nachdem wir schon über den Beruf des Privatdetektivs gesprochen haben, reden wir jetzt über Sie, Herr Kurtz, und darüber, wie Sie zu diesem Beruf gekommen sind. Sie haben zuerst Psychologie, Komparatistik, Germanistik und provinzialrömische Archäologie studiert. Wieso haben Sie sich nach dieser ganzen Fächerkombination für den Beruf des Privatdetektivs in Potsdam entschieden. Das klingt für mich so ein bisschen, als wäre da evtl. etwas wie Sherlock Holmes im Spiel gewesen?"
Patrick Kurtz: "Also es war nicht in der Reihenfolge, sondern ich habe mich zwischendrin für den Beruf des Detektivs entschieden. Ich habe das eine Weile gleichzeitig gemacht, Studium und Detektivberuf, bis es nicht mehr funktionierte, weil der Zeitaufwand einfach zu groß geworden ist. Ich bin zum Detektivberuf gekommen, weil ich mal zwischen zwei Studiengängen viel zu viel Zeit hatte – ich musste ein Jahr überbrücken, da die Bewerbungsfrist nicht mehr einzuhalten war.
Dementsprechend habe ich mir überlegt, was ich machen kann in dieser Zeit, und habe dann gesehen, dass der Beruf von einem jetzigen Konkurrenten im Detektiv-Gewerbe als Praktikum angeboten und ziemlich gut vergütet wurde – zumindest laut seiner Anzeige. Ob sie wirklich echt war, da zweifle ich bis heute dran, und dementsprechend habe ich anschließend überlegt, nachdem ich mich dort erst beworben hatte und abgelehnt worden bin (ohne Begründung), dass ich das ja auch selbst machen könnte. Die Überlegung dahinter: Wenn man da als Praktikant gut Geld verdienen kann, dann kann man das sicherlich auch, wenn man selbstständig ist, und dementsprechend machte ich mich schlau, wie man in Deutschland Detektiv wird.
Ich habe dann festgestellt, eigentlich kann das jeder machen, der ein sauberes Führungszeugnis hat – jeder kann das Gewerbe anmelden und sich dann Detektiv nennen. Das ist
leider ein großes Problem bei uns in der Branche, dass man keine Ausbildungsstandards hat, weil es dadurch viele Leute gibt, die ohne Rechtskenntnisse und ohne Sachkenntnisse in diesen Beruf einsteigen. Ich habe eine andere Schiene gewählt, indem
ich eine Ausbildung zum Detektiv absolvierte, genauer zum IHK-zertifizierten Detektiv in Berlin – an der Sicherheitsakademie. Es ist ein sechsmonatiger Schul-/Studiengang, mit dem man
das IHK-Zertifikat erwirbt – im Vollzeit-Präsenzunterricht. Da lernt man eine Menge Leute kennen, unter anderem jede Menge interessanter Kollegen. Man kann Kontakte knüpfen und kommt mit
Vorwissen in den Beruf, was ganz entscheidend wichtig ist."
Paula Drope: "Die Industrie- und Handelskammer bietet tatsächliche eine Detektivausbildung an?"
Patrick Kurtz: "Die bieten das nicht selbst an, sondern die Sicherheitsakademie in Berlin bzw. auch die Zentrale Ausbildungsstelle für Detektive im Fernstudiengang – diese beiden Schienen gibt es: einmal im Fernlehrgang und einmal im Präsenzunterricht vor Ort. Am Ende kommt dann die IHK und sagt, wenn sie das alles durchgezogen haben, wenn sie ihre Prüfungen dort bei der Sicherheitsakademie oder bei der ZAD absolviert haben, dann überreichen wir Ihnen das IHK-Zertifikat als Berufsfachkraft Detektiv."
Paula Drope: "Und wie genau sieht der Unterricht aus? Das wird ja sicherlich mehr sein als Spurenlesen, vielleicht auch noch Recht oder so etwas?"
Patrick Kurtz: "Recht ist ganz entscheidend. Es war das Wichtigste an diesem Unterricht, dass man hinterher ganz genau weiß, was man machen darf als Detektiv und was nicht. Wichtig war auch, dass man mal Praxis bekommt. Das kam leider ein bisschen kurz, aber wir haben uns dort immerhin eine Woche mit Observationen im Feld beschäftigt und die Grundlagen wiederum in der Klasse gelernt mit verschiedenen Büchern, u.a. gibt es da von Glitza ein ganz hervorragendes Buch als Observationsanleitung für Behördenmitarbeiter und private Detektive. Das haben wir durchgearbeitet und ansonsten, ja, Spurenlesen war auch teilweise dabei, ebenso technische Aspekte wie Lauschabwehr oder auch IT-Forensik. Ein relativ breites Spektrum, das wir da abgedeckt haben."
Paula Drope: "Und das alles in 6 Monaten?"
Patrick Kurtz: "Das alles in 6 Monaten. Gut, man hat 8 Stunden pro Tag, da kann man auch ein bisschen was unterbringen."
Das Sichtbarmachen und Analysieren von Fingerabdrücken gehört zu den technischen Grundlagen einer professionellen Ausbildung zum Privatdetektiv in Potsdam und der ganzen BRD.
Paula Drope: "Man kann ja nicht nur eine Detektiv-Ausbildung machen, man kann ja auch etwas in die Richtung studieren, nämlich Kriminologie. War das jemals eine Option für Sie?"
Patrick Kurtz: "Kriminologie geht eigentlich gar nicht so sehr in diese Richtung, da sie die Wissenschaft der statistischen Erfassung von Kriminalität ist. Kriminalistik ginge eher in unsere detektivische Richtung. Ich bin nicht ganz up to date, aber ich glaube, da gibt es nur einen Studiengang in Hamburg und der ist ziemlich teuer, ich meine, 32.000 € oder etwas in der Größenordnung. Es wäre auf jeden Fall ein großer finanzieller Aufwand gewesen, Kriminalistik zu studieren, weil es leider seit Anfang/Mitte der 90er in Deutschland kein Kriminalistikstudium mehr gibt, zumindest kein staatliches."
Paula Drope: "Aber hätte es Sie gereizt?"
Patrick Kurtz: "Ja, das mit Sicherheit. Ich denke, das würde sehr viele Leute reizen und es würde auch den Standard der Verbrechensaufklärung oder der Detektiv-Aufklärung im Allgemeinen in Deutschland deutlich
erhöhen, wenn wir wieder mehr Fachkräfte hätten, mehr Diplomkriminalisten, wie das früher der Fall war. Aber leider hat die Politik entschieden, das abzuschaffen, und bislang
gibt es auch keinen Ersatz dafür."
Paula Drope: "Sie haben ja schon gesagt, letztlich kann jeder Detektiv werden. Aber um ein guter Detektiv zu werden, was für Eigenschaften gehören dazu. Sagen wir mal, neben einer guten Auffassungs- und Kombinationsgabe?"
Patrick Kurtz: "Ja, das Geistige ist auf jeden Fall sehr, sehr wichtig für unsere Privatdetektive in Potsdam. Man sollte ein bisschen was im Kopf haben und man sollte reagieren können auf unterschiedliche Situationen. Man sollte flexibel sein, man muss Lösungen finden können. Das heißt, wenn man einen schwierigen Fall hat und dann einfach nur davor steht und nicht so richtig weiter weiß, dann ist man nicht geeignet. Wenn man mal nicht weiter weiß, was auch mir in der Anfangsphase passiert ist, dann muss man wissen, an wen man sich wenden kann, wen man fragen kann, wer erfahren ist, wer einem weiterhelfen kann und man muss natürlich auch mit Klienten umgehen können.
Ein Teil der Arbeit ist natürlich, dass man Aufträge akquiriert. Es ist auch wichtig, dass man im Berichtswesen fest im Sattel sitzt, das heißt, Rechtschreibung und Grammatik
sollten stimmen. Man muss auch genau festhalten können, was man beobachtet hat, man muss es mit Worten beschreiben können, weil die Berichte ja in vielen Fällen gerichtlich
verwertet werden. Wenn man da eine lapidare Beschreibung abliefert, ist das schlecht, dann kann sich der Richter nichts darunter vorstellen. Und dann werden die Ermittlungsberichte
relativ schnell wertlos."
Paula Drope: "Das ist jetzt schon eine ganze Menge an Eigenschaften, die Sie als Detektiv in Potsdam mitbringen müssen. Wann haben Sie die denn an sich entdeckt? Gab es da ein bestimmtes Ereignis, bei dem Sie gesagt haben, ich kann das?"
Patrick Kurtz: "Hmm, nein. Ich habe da nie an mir gezweifelt. Ich habe mir von Anfang an gedacht, dass ich das kann, und habe es dann auch bestätigt gefunden."
Paula Drope: "Wie sind Sie denn darauf gekommen, mit dem Detektiv-Sein anzufangen?"
Patrick Kurtz: "Wie gesagt: durch dieses Praktikum, das damals ausgeschrieben war. Die Prägung zum Privatdetektiv, die hatte ich schon vorher, z.B. durch Detektiv-Romane, vor allem durch Sherlock Holmes. Schon in der Jugend mit 13/14 habe ich diese Geschichten gelesen und geliebt, mich immer damit beschäftigt und dementsprechend ... Ich bin auch, schon seit ich 14 war, Pfeifenraucher und dementsprechend hat das alles sehr gut ineinander gepasst. Die Rädchen haben sich ineinander gefügt."
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